Donnerstag, 15. Juni 2017

Donnerstag: Cornish - und doch nicht Cornwall

Schon früh morgens weckte uns die englische Sonne, um uns auf den heutigen Tag vorzubereiten. Nach einem kurzen Frühstück erkundeten wir das Bussystem von Southampton, denn ein klassischer Doppeldecker brachte uns zum Flughafen. Erste Reihe, fußfrei! Beim Autovermieter Hertz, der dann doch plötzlich Avis war, bekamen wir unseren Peugeot 2008 und nach den ersten gefahren Kilometern auf den engen Straßen und den trickreichen Linkskreisverkehren verstanden wir auch die bereits vorhandenen Schrammen auf der linken Autoseite unseres Flitzers. Gekonnt navigierte uns Gerd nach Winchester, wo uns u.a. eine der längsten Kathedralen Großbritanniens erwartete. Durch den Dschungel der Schüler, die heute aus dem ganzen Land kamen um an einem Schulprojekt teilzunehmen (irgendwas mit Schafen...), erkundeten wir die beieindruckende Kathedrale. 
Nur weil wir heute Nacht so gut geschlafen hatten, nützen wir nicht die Gelegenheit, uns gemeinsam mit den Grundschülern auf den Kirchenboden zu legen und die Kreuzgewölbestruktur und die diversen Malereien vom Boden aus zu bewundern. Die Krypta war insofern der Höhepunkt, als dass sich dort hundert Schüler anstellten und nur durch die Fürsprache einer netten Lehrerin wir die Wartezeit rapide verkürzen konnten. Im Keller angekommen wurden wir nicht enttäuscht, da dort wirklich genau eine Statue stand. Der Titel "Sound" dieser Statue bleibt wohl noch den künftigen Generationen ein Rätsel. 
Als Abschluss der Kathedralen-Tour kamen wir noch beim Jane Austen-Grab vorbei. So war die Zeit der (Frauen)-Romane eingeleitet, die an diesen Tag noch des Öfteren zur Sprache kamen.






Der Hunger führte uns gerade aus zur Pastry-Factory, wo schon ein Pastry-Menü auf uns wartete. Um ein bisschen auf die lokale Küche einzugehen, wurden 3 unterschiedliche Pastrys ( sehen aus wie kärntner Kasnudeln, nur ein anderer Teig, eine andere Füllung und viel größer) ausgesucht: Steak & Ale, Pepper Beef und  Cornish-Art (so wie man in Cornwall kocht, obwohl wir gar nicht dort sind). In der entzückenden Einkaufsstraße wurde geschlemmt, bis fast alles (ein bisschen Mayo und Senf hatten einfach nicht mehr Platz) aufgegessen war. Wir wollen ja auch die nächsten Tage mit Sonnenschein genießen!


Völlig zufrieden führte uns der Weg direkt zu den Docks von Southampton. Im Ticketbüro für die Überfahrt mit der Fähre wurde uns schon langsam klar, dass das geplante Reisepensum nicht mehr ganz zu erfüllen war und wir strichen ein/zwei Sehenswürdigkeiten am Festland gegen einen längeren Aufenthalt auf der Isle of Wight. Diese Insel (20 mal 30 Kilometer groß) erfüllt wirklich jedes Klischee, das der normale Festlandeuropäer wohl von England haben kann. Die Straßen sind eng, kurvig und von meterhohen Büschen und Sträuchern eingefasst, sodass man nicht um die Kurve sehen kann. Kein Wunder also, dass in jedem Rosamunde Picher Film irgendwer mit dem Auto einen Unfall baut.
Die kleinen Häuser sind entweder aus roten Backstein oder mit Schilf gedeckt und wirken irgendwie wir das Auenland aus "Herr der Ringe" und alle sind nett und hilfsbereit und geben gerne Auskunft. Sogar die Kinder können hier mit 4-5 Jahren bereits sehr gut Englisch sprechen.
Der Weg führte uns quer über die Insel Richtung Süden und bei einer nicht wirklich ausgewiesenen Parkbucht, riss Eva das Steuer nach links um die spannende Aussicht näher zu betrachten. Über die Wiesen ging es Richtung Klippen, aber nicht zu weit, denn sonst gebe es hier nur noch einen Nachruf von uns. Unverhofft geht es hier 50-60 Meter über die Felsen Richtung Meer, doch der Ausblick ist sensationell. So wie bei Rosemund Picher halt. Wir hegen ja den Verdacht, dass die ganzen Schnulzen, die in Cornwall spielen sollten hier gedreht werden. 




Das eigentliche Ziel war der Aussichtspunkt an der Westseite der Insel mit dem "Needles Park" , der jedoch aus unerklärlichen Gründen heute nicht offen hatte. Trotzdem hatten wir schon auf dem Weg dorthin ein paar spannende Ausblicke und zukünftige Golfplätze entdeckt. Auf der Suche nach einem Schloss auf den Klippen führte uns, in der Gemeinde mit dem bezeichnenden Namen" Totland", eine Privatstraße, die auch schon bessere Zeiten erlebt hatte, zu einer Siedlung, in der wir nicht wirklich willkommen waren. "Jeder der hier fährt wird der Polizei gemeldet" stand auf einem Schild. 
Unser Glück war, dass die Bewohner dieser Siedlung auch schon bessere Zeiten hatten (so in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts) und mit dem Aufschreiben nicht so schnell waren wie Eva mit dem Wendmanöver.







Zurück auf der Hauptstraße in "Totland" wurden wir mit einem Gemischtwarenladen überrascht, der neben Getränken auch Gummiboote und Taschentücher für unsere Schupfennase hatte. 
Mit einem kleinen Umweg ging es schlußendlich wieder auf die Fähre, wo wir die "Bulmers" am Autodeck mit einem gewaltigen "Blop" öffneten. Dank sei dem Peugeot Werkzeugkoffer.




Wieder in Southamptonzurück ging es durch den Common Park - ja Simone, man kann wirklich durchfahren - und lieferten unsere Schnupfennase zu Hause ab. Zufällig war wieder Scott bei Simone - wir wissen noch immer nicht ganz genau, was da läuft), aber um den Patienten die nötige Ruhe zu geben, ging der Rest der Rasselbande zum beliebten Brewhouse & Kitchen. Um 21:30 wird allerdings die Kitchen gnadenlos gestrichen und wir mussten die Kalorien in Form von selbstgebrautem Bier zu uns nehmen. Aber auch dieses Vergnügen hatte ein jähes Ende. Zweimal hintereinander läuteten die Glocken und gerade als wir zum Abendgebet ansetzen wollten erklärte der Wirt "Kassenschluss und Sperrstunde" - es war gerade kurz vor 23:00 Uhr...


Zurück ging es wieder durch einen dunklen Park und unsere unbegründete Angst vor britischen Straßenräubern wurde nicht bestätigt, aber schlußendlich mit einem guten Whiskey hinuntergespült. Sperrstunde - auch bei uns.