Sonntag, 18. Juni 2017

Sonntag - Ab nach Hause

Das Nachtigall-Männchen trällerte noch zärtlich die letzten Strophen des Balzgesanges und übertönte dabei beinahe die Unterhaltung der verspätet heimkommenden Ballgäste vom Haus vis a vis als die gar grelle englische Morgensonne schon um 05:15 Uhr in die ausgeschlafenen Gesichter schien. Gestärkt durch etliche Minuten Schlaf hielt uns zu diesem Zeitpunkt fast gar nichts mehr im Bett. Auch Simone ist ein ausgesprochener Morgenmensch, eine Eigenschaft, die sie jedoch bis zur Mittagszeit hervorragend kaschieren kann. 
Nachdem am Vorabend die Fahrt mit einem UBER Taxi so gut funktioniert hatte, haben wir uns schon in der Nacht einen Wagen für 06:00 Uhr bestellt. 
Etwas überrascht waren wir dann doch, als um 05:59 Uhr der UBER Fahrer die Fahrt absagte und uns somit recht ratlos stehen lies. Aber wie gesagt, Simone ist eine Frühaufsteherin und konnte einen anderen Taxler von der Dringlichkeit der Fahrt Richtung Busbahnhof überzeugen und schon 20 Minuten später stand er da. Etwas schneller als üblich rasten wir Richtung Hafen, aber der Fahrer strahlte Zuversicht über die passende Ankunftszeit aus und als wir ausstiegen kam der Bus um die Ecke. Just in time. 



Im Bus überkam uns alle irgendwann der Schlaf und trotzdem schafften wir es noch den verlorenen gegangenen Blogeintrag vom Freitag aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren und mit Bildern zu versehen. 
Ein letztes Frühstück in der Lounge noch und wir eilten Richtung Abfluggate, das auch 5 Minuten hinter uns schloss. Diese Hektik hätten wir uns aber auch sparen können, denn die Fluglotsen in Deutschland brummten uns einen Slot auf und wir konnten noch eine halbe Stunde länger die britische Gastfreundschaft genießen. 
Schließlich ging es zur Startbahn 26Rechts und noch während wir darüber scherzten, fuhren wir auch am Flughafen durch einen Kreisverkehr. Die ausschließlich männliche Crew bereitete uns einen warmen Empfang und die Durchsagen der Engländer auf deutsch ließen uns erahnen, wie wir klingen, wenn wir versuchen Englisch zu sprechen. 



Nach einigen Einheiten Powernap setzten wir schon wieder zur Landung in Wien an und obwohl die Maschine sanft aufsetzte hat keiner geklatscht - schade eigentlich. Gemeinsam mit ein paar tausend Nova-Rock Heimfahrer ging es dann Richtung Heimat. 

Abschließend können wir folgendes Resümee ziehen:

- gesehene Schafe: 1040 (ca 13 x pro Tag, eine Herde a 20 Schafe und 4 Beobachtungstage) 
- wahrgenommene Pferde: 438 (kommen in kleineren Gruppen vor, aber sind auch leichter zum Entdecken)
- gefahrene Meilen: 341 (Abschlussfoto weniger Anmietungsvertrag)
- davon in Kreisverkehren verbracht: 25
- durchfahrene Roundabouts: 318
- davon falsch eingefahren: 0
- auf die falsche Seite der Straße geschaut: 81
- getrunkene Cider: 35
- verbrauchte Taschentücher: 3,2 m2 (laut Packungsaufschrift)
- von Eva eingeforderte Toilettenstopps: 20 (die restlichen hat sie aber natürlich auch genutzt)
- längste durchgehende Schlafperiode: 16 Stunden (Christof's Schweißtuch wird nun in der Abbey von Bath ausgestellt)
- kürzeste Schlafdauer: 3 Stunden (Gerd's senile Bettflucht kommt langsam durch)
- köstlicher Yeast Extract: 0 (eine jener geschmacklichen Erfahrungen, die man gerne wieder rückgängig machen möchte) 
- Sonnenstunden: 60 (das ist für England eigentlich schon mehr als eine Sommersaison)
- Despacito im Radio gehört: 32 (beim Schreiben dieses letzten Eintrags kamen noch die letzten 2 dazu)
- davon den Text mitsingen können: 0
- Situationen, in denen eine Selfistange gefehlt hat: 74 (Danke Alex)
- eine neue Touristenattraktion erfunden: 1 (Dumbledore wir von nun an in allen Reiseführern erwähnt werden)
- neu konzeptionierte Rosamunde Pilcher Romane: 1 ( weil ja eh alle gleich sind)
- verlorene, schöne, kurze, rote Hosen: 1 (wird wohl ewig ein Rätsel bleiben)
- Sprengstoffkontrollen: 2 (eine wichtige am Flughafen, weil Eva den Mascara nicht herzeigen wollte und eine lustige in Stonehenge mit deutschsprachigen Security) 
- Zac Brown gehört: 9 Lieder
- besuchte Kathedralen/Abbeys: 8
- davon ohne Schülergruppen: 2
- Ankündigungen, dass wir auf jeden Fall wieder hier her kommen werden: 44

Bis zum nächsten mal. 

Samstag, 17. Juni 2017

Samstag: Schlussendlich endet jede Reise mit Zac Brown!

Die Abfahrtszeit wurde auf 9 Uhr festgelegt, damit jeder seinen Morgen individuell gestalten konnte. Gerd und Simone haben ihren wohl verdienten Schlaf voll ausgekostet, während Christof und Eva einen Morgenspaziergang machten, um beim Frühstück ohne schlechtes Gewissen wieder voll zuschlagen zu können.



Unsere erste Station führte uns nach Bath. Die Stadt, die aufgrund der Römerbäder bekannt wurde, entpuppte sich als sehr sehenswerte Kleinstadt. Hier trennten wir uns wieder: Gerd & Christof machten die Führung durch die Römerbäder, die einzigen in GB, die vor rund 2000 Jahren erbaut, aber dann in Vergessenheit gerieten und überbaut wurden. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie wieder freigelegt und im neoklassizistischen Baustil wieder eingefasst. Die derzeit freigelegten Römerbauten umfassen ca. ein Fußballfeld und verlaufen teilweise unter den heutigen Straßen. Ein weitaus größerer Teil wartet noch auf seine Wiederentdekung. Während die Herren also unter den Straßen wandelten wollten Simone und Eva die Stadt oberirdisch zu Fuß erkundeten. Von der Bath Abbey ging es weiter zur Pulteny Bridge und von dort über die Gay Street, den Victorias Park zum Royal Cresent. Aufgrund einer bevorstehenden Hochzeit war ein großes Partyzelt aufgebaut, was unser Panoramafoto natürlich nur aufwertete. Während wir an Informationen über das Royal Cresent gelangten, wurden wir als Grazer erkannt und angesprochen. Natürlich wollten wir auch die Wirtschaft in Bath ein bisschen ankurbeln und da es sich um den Tag der verlorenen kurzen Hose handelte, musste ein Zwischenshop im Gap eingelegt werden. Es darf erwähnt werden, dass es 28 Grad hatte und eine Jean einfach zu heiß war. Danach trafen wir uns wieder.
Version der Frauen:
Zum vereinbarten Treffpunkt um 11.15 Uhr kamen wir nur 2 Minuten zu spät, die sich jedoch schlussendlich als 17 minütige Verspätung herausstellte. Diese Kommunikation zwischen Männern und Frauen...immer ein Rätsel! 
Version der Männer: 
Nachdem wir dreimal den gemeinsamen Treffpunkt und die Zeit ausgemacht hatten (... genau hier, wo wir stehen in genau einer Stunde, also 11:00 Uhr) standen wir ab 10:59 genau dort in der Sonne und erwarteten - anfangs noch freudig - unsere Damen. Um 11:20 waren sie dann auch wirklich da!

Gemeinsam sahen wir uns noch die Abbey und Pulteny Bridge an. Bei diesen Temperaturen hieß es nun aber: ab ans Meer!






Somit machten wir uns auf in den Süden. Über kleine Straßen hügelige Landschaften kamen wir an vielen Wäldern, Schafen, Pferden, verlorenen Omis und Kornquadraten (sahen aus Kornkreise, waren aber keine) vorbei. Unser erster Küsten-Stopp ging direkt ins Gefängnis. Nein, wir wollten niemanden besuchen, wir wollten nur den Ausblick auf die Bucht genießen, wo die Wassersportarten bei Olympia 2012 stattfanden. Zwischen 1 und 20 geschätzten Kilometern sahen wir auch schon unser nächstes Ziel: Dumbledore, besser bekannt als Durdle Door an der Jurassic Coast. Wir fuhren die 14 km - so gut es ging - der Küste entlang. Hier hatten wir, angeregt durch die Vitamin-Präperat-Werbung auf dem lokalen Bus vor uns, genügend Zeit, um herauszufinden, wo die Unterschiede zwischen England, UK, GB und dem Commonwealth liegen. Für alle die es nicht wissen: von GB spricht man, wenn es sich um Wales, Schottland und England handelt. Kommt Nordirland dazu, so redet man von UK und der Commonwealth ist dann richtig kompliziert.
Wie viele andere hunderte Touristen/Einheimische trafen wir bei Durdle Door ein und erhöhten unsere Schrittzahl enorm. Mit bestausgestatteten Schuhwerk (Flip-Flops und Crocs) ging es im Convoi den Hügel (für viele Engländer auch schon ein Berg) hinunter zum Strand. Leider waren die Badesachen im Auto, darum durften sich nur unsere Beine über die die 16 Grad warme/kalte Erfrischung der Celtic Sea erfreuen. 




Pünktlich um 16:30 starteten wir die letzte Autoetappe über die von uns sogenannte "Roundabout Street", weil hier das Verhältnis zwischen Straßenkilometern und Kreisverkehren bei genau 1 liegt und als Bonus gibt es alle 10 Meilen einen Doppelkreisverkehr. Sehr beliebt sind hier auch die sogenannten "Sinnloskreisverkehre", die einfach einmal im Kreis fahren, ohne dass eine weitere Straße hinzukommt. Überhaupt müsste man hier seinen Kindern die Ausbildung zum Straßenschildermaler näherbringen, denn die Inselbewohner lieben eine große Anzahl von Hinweisschildern. Einen "Schlenkerer", den ein unerfahrener L17 Schüler bei der ersten Ausfahrt mit der 5ten nimmt, wird hier mit 3 Ankündigungen und dann 30 Pfeilen regelrecht eingezäunt.
Eine ebene und gerade Straße wird sicherheitshalber mit "Achtung - Schleudergefahr" versehen, weil sich sonst die Straße wohl benachteiligt fühlt.
Ungeachtet dieser verzweifelten Versuche uns Rechtsfahrer zu irritieren, schlossen wir die xxxxx gefahrenen Meilen mit lediglich einer zusätzlichen Ehrenrunde ab. 


Die Autorückgabe am belebten Flughafen von Southampton war schon kurz vor 19:00 Uhr nicht mehr ganz so einfach, aber der Hunger und Durst motivierte uns, das rasch hinter uns zu bringen und endlich in die Innenstadt für ein kräftiges Abendessen zu kommen.
Eigentlich wollten wir ein Pub in der Innenstadt aufsuchen, aber ein paar Busstationen davor überkam uns der Hunger und die Intuition und wir kehrten im Sadler's BBQ und Westernsaloon ein. Ein Volltreffer: Nicht nur, dass schon beim Eintreffen die neue CD von Zac Brown gespielt wurde, auch für uns unentschlossene Biertrinker machte der Barkeeper einfach eine Bier und Ciderverkostung. Das Essen war ausgezeichnet, wenn auch etwas wenig (für eine ganze Fußballmannschaft halt).
Schließlich begann um 21:00 Uhr noch eine Liveband mit Countryliedern und eigenen Versionen von z.B. Coldplay! Wie für uns gemacht halt.
Über den Rest des Abends gibt's hier keine schriftlichen Aufzeichnungen und nur halbwegs seriöse Fotos. Bevor der Abend aber völlig entglitt, machten uns die Engländer wieder einen Strich durch die Rechnung und fingen an ab 23:00 die Stühle auf die Tische zu stellen. Wir haben also wieder mal Sperrstunde gemacht. Mit dem UBER Taxi nach Hause und nach einem kurzen Schlummerdrink in die Federn.














Freitag, 16. Juni 2017

Freitag: Von Southampton nach Bristol - vom Krankenbett auf diePartymeile

Es war ein guter Morgen - zumindest für 3 von uns 4n. Da unsere Schnupfennase nach einer schweißtreibenden Nacht noch immer nicht fit war, beschlossen wir 3 uns ohne Christof auf den Weg zu machen. Schon fast wie echte Locals fuhren wir mitten durch den Common Park nach Southampton Downtown. Hier trennten sich unsere Wege: während Gerd das Seefahrtmuseum besuchte, halfen Simone und Eva die britische Wirtschaft anzukurbeln.  Beim gemeinsamen Brunch wurde dann der weitere Tagesablauf festgelegt. Wir beschlossen, Christof noch mehr Zeit zur Genesung zu geben, weshalb wir die "geilen Schnecken" besichtigten und die Stadtmauer entlang gingen. Wir kamen auch beim besten Eis der Stadt, dem Sprinkles, vorbei. Wir kamen nicht nur vorbei, nein, der Weg führte direkt in den Eissalon. Wir wollten Christof ja wirklich genügend Zeit zur Genesung geben!










Voll gegessen, ganz ohne Navi und nur mit einem kleinen Umweg ging es zurück zur Primrose Road, wo unser Patient auf uns wartete. Da sich dieser aber noch im Komaschlaf befand, buchten wir noch ein Zimmer für den Abend. Merkwürdigerweise hatte weder Gerds noch Evas Handy einen Empfang, weswegen Simone für uns im Hotel anrief und die Verhandlungen im gefälligen Bristol Englisch führte. Zufälle gibt's!
Ein elefantenähnliches Geräusch lies uns aufhorchen - das war ein Lebenszeichen von Christof. Die Worte "man bringe mir den Spritzwein" liesen uns annehmen, dass die Medikamente ihre Wirkung voll und ganz erzielt hatten. 
Somit starteten wir los in Richtung Salisbury, wo uns die Cathedrale mit dem höchsten Kirchturm Großbritanniens erwartete. Gott sei Dank waren die 7.50 Pfund nur als Spende angeführt, weswegen wir alle uns die Cathedrale von innen ansehen konnten. Das eigentliche Highlight der Cathedrale war aber die am besten erhaltenste Magna Carta. Es gibt nur noch 4 Exemplare davon, in denen die Grundrechte für das Volk festgehalten sind. Diese diente vielen Ländern als Vorlage für ihre Verfassungen. 

Nach dieser Besichtigung navigierte uns Gerd über wildromantische Hügeln in Richtung Stonehenge. Dass wir nicht die einzigen waren, die sich die Steinformationen ansehen wollten, merkten wir schon aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens. Nach den sehr strengen Sicherheitskontrollen in einem provisorischen Zelt und einem unterhaltenden Sicherheitsbeamten fühlten wir uns sicher genug, um die Expedition zu starten. Die Dame am Ticketschalter machte sich besonders beliebt, da sie der 26-jährigem Studentin Eva auch ohne den Studentenausweis den Studentenpreis gewährte. Ein Shuttlebus brachte uns zu der 1,5 km weit entfernten Stonehenge-Anlage. Eingebettet in weite Felder und Wiesen ragte die Steinformation hevor. Auch wenn viele Touristen unterwegs waren, strahlte der Ort Ruhe aus. Nach dem wir einmal fast rundherum gegangen sind, das eine oder andere Foto gemacht hatten und das nächste Rosamund Pilcher Drehbuch durchdacht hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Tagesziel - Bristol. 


Durch kitschige Landschaften, die von der untergehenden Sonne noch ins beste Licht gerückt wurden, ging es direkt zum Holiday Inn Downtown. Da wir seit Southampton nichts mehr gegessen hatten, hatte die Futtersuche nun höchste Priorität. Mit der Stadtkarte und den Tipps unserer Rezeptionistin, gingen wir über den Queens Square direkt an die Harborbay, wo wir im P&P noch einen Tisch ergatterten. Auch wenn die Musik um uns laut war - an unserem Tisch kehrte Ruhe und Glückseligkeit ein, als wir endlich unsere Bestellung erhielten. Danach waren wir müde und völlig überessen. Aber anders als in vielen englischen Städten konnten wir hier noch nicht schlafen gehen, denn Bristol ist eine absolute Partystadt! Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang mischten wir uns doch noch unter die Partypeople und gönnten uns einen letzten Gute Nacht Cider.




Donnerstag, 15. Juni 2017

Donnerstag: Cornish - und doch nicht Cornwall

Schon früh morgens weckte uns die englische Sonne, um uns auf den heutigen Tag vorzubereiten. Nach einem kurzen Frühstück erkundeten wir das Bussystem von Southampton, denn ein klassischer Doppeldecker brachte uns zum Flughafen. Erste Reihe, fußfrei! Beim Autovermieter Hertz, der dann doch plötzlich Avis war, bekamen wir unseren Peugeot 2008 und nach den ersten gefahren Kilometern auf den engen Straßen und den trickreichen Linkskreisverkehren verstanden wir auch die bereits vorhandenen Schrammen auf der linken Autoseite unseres Flitzers. Gekonnt navigierte uns Gerd nach Winchester, wo uns u.a. eine der längsten Kathedralen Großbritanniens erwartete. Durch den Dschungel der Schüler, die heute aus dem ganzen Land kamen um an einem Schulprojekt teilzunehmen (irgendwas mit Schafen...), erkundeten wir die beieindruckende Kathedrale. 
Nur weil wir heute Nacht so gut geschlafen hatten, nützen wir nicht die Gelegenheit, uns gemeinsam mit den Grundschülern auf den Kirchenboden zu legen und die Kreuzgewölbestruktur und die diversen Malereien vom Boden aus zu bewundern. Die Krypta war insofern der Höhepunkt, als dass sich dort hundert Schüler anstellten und nur durch die Fürsprache einer netten Lehrerin wir die Wartezeit rapide verkürzen konnten. Im Keller angekommen wurden wir nicht enttäuscht, da dort wirklich genau eine Statue stand. Der Titel "Sound" dieser Statue bleibt wohl noch den künftigen Generationen ein Rätsel. 
Als Abschluss der Kathedralen-Tour kamen wir noch beim Jane Austen-Grab vorbei. So war die Zeit der (Frauen)-Romane eingeleitet, die an diesen Tag noch des Öfteren zur Sprache kamen.






Der Hunger führte uns gerade aus zur Pastry-Factory, wo schon ein Pastry-Menü auf uns wartete. Um ein bisschen auf die lokale Küche einzugehen, wurden 3 unterschiedliche Pastrys ( sehen aus wie kärntner Kasnudeln, nur ein anderer Teig, eine andere Füllung und viel größer) ausgesucht: Steak & Ale, Pepper Beef und  Cornish-Art (so wie man in Cornwall kocht, obwohl wir gar nicht dort sind). In der entzückenden Einkaufsstraße wurde geschlemmt, bis fast alles (ein bisschen Mayo und Senf hatten einfach nicht mehr Platz) aufgegessen war. Wir wollen ja auch die nächsten Tage mit Sonnenschein genießen!


Völlig zufrieden führte uns der Weg direkt zu den Docks von Southampton. Im Ticketbüro für die Überfahrt mit der Fähre wurde uns schon langsam klar, dass das geplante Reisepensum nicht mehr ganz zu erfüllen war und wir strichen ein/zwei Sehenswürdigkeiten am Festland gegen einen längeren Aufenthalt auf der Isle of Wight. Diese Insel (20 mal 30 Kilometer groß) erfüllt wirklich jedes Klischee, das der normale Festlandeuropäer wohl von England haben kann. Die Straßen sind eng, kurvig und von meterhohen Büschen und Sträuchern eingefasst, sodass man nicht um die Kurve sehen kann. Kein Wunder also, dass in jedem Rosamunde Picher Film irgendwer mit dem Auto einen Unfall baut.
Die kleinen Häuser sind entweder aus roten Backstein oder mit Schilf gedeckt und wirken irgendwie wir das Auenland aus "Herr der Ringe" und alle sind nett und hilfsbereit und geben gerne Auskunft. Sogar die Kinder können hier mit 4-5 Jahren bereits sehr gut Englisch sprechen.
Der Weg führte uns quer über die Insel Richtung Süden und bei einer nicht wirklich ausgewiesenen Parkbucht, riss Eva das Steuer nach links um die spannende Aussicht näher zu betrachten. Über die Wiesen ging es Richtung Klippen, aber nicht zu weit, denn sonst gebe es hier nur noch einen Nachruf von uns. Unverhofft geht es hier 50-60 Meter über die Felsen Richtung Meer, doch der Ausblick ist sensationell. So wie bei Rosemund Picher halt. Wir hegen ja den Verdacht, dass die ganzen Schnulzen, die in Cornwall spielen sollten hier gedreht werden. 




Das eigentliche Ziel war der Aussichtspunkt an der Westseite der Insel mit dem "Needles Park" , der jedoch aus unerklärlichen Gründen heute nicht offen hatte. Trotzdem hatten wir schon auf dem Weg dorthin ein paar spannende Ausblicke und zukünftige Golfplätze entdeckt. Auf der Suche nach einem Schloss auf den Klippen führte uns, in der Gemeinde mit dem bezeichnenden Namen" Totland", eine Privatstraße, die auch schon bessere Zeiten erlebt hatte, zu einer Siedlung, in der wir nicht wirklich willkommen waren. "Jeder der hier fährt wird der Polizei gemeldet" stand auf einem Schild. 
Unser Glück war, dass die Bewohner dieser Siedlung auch schon bessere Zeiten hatten (so in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts) und mit dem Aufschreiben nicht so schnell waren wie Eva mit dem Wendmanöver.







Zurück auf der Hauptstraße in "Totland" wurden wir mit einem Gemischtwarenladen überrascht, der neben Getränken auch Gummiboote und Taschentücher für unsere Schupfennase hatte. 
Mit einem kleinen Umweg ging es schlußendlich wieder auf die Fähre, wo wir die "Bulmers" am Autodeck mit einem gewaltigen "Blop" öffneten. Dank sei dem Peugeot Werkzeugkoffer.




Wieder in Southamptonzurück ging es durch den Common Park - ja Simone, man kann wirklich durchfahren - und lieferten unsere Schnupfennase zu Hause ab. Zufällig war wieder Scott bei Simone - wir wissen noch immer nicht ganz genau, was da läuft), aber um den Patienten die nötige Ruhe zu geben, ging der Rest der Rasselbande zum beliebten Brewhouse & Kitchen. Um 21:30 wird allerdings die Kitchen gnadenlos gestrichen und wir mussten die Kalorien in Form von selbstgebrautem Bier zu uns nehmen. Aber auch dieses Vergnügen hatte ein jähes Ende. Zweimal hintereinander läuteten die Glocken und gerade als wir zum Abendgebet ansetzen wollten erklärte der Wirt "Kassenschluss und Sperrstunde" - es war gerade kurz vor 23:00 Uhr...


Zurück ging es wieder durch einen dunklen Park und unsere unbegründete Angst vor britischen Straßenräubern wurde nicht bestätigt, aber schlußendlich mit einem guten Whiskey hinuntergespült. Sperrstunde - auch bei uns.